Beiträge von blahwas

    ...ein prima Fallbeispiel!

    Ja, soweit ich informiert bin ist es tatsächlich so.

    Die Versicherung kann damit argumentieren, dass durch die Verwendung einer nicht zulässigen Scheibe die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug erloschen war.

    Die Verwicklung in einen Unfall ist also ursächlich darauf zurück zu führen, dass Du das Fahrzeug zum Unfallzeitpunkt rechtswidrig und grob fahrlässig in Betrieb genommen hattest...

    Das ist zwar was den Unfallhergang anbelangt völlig aus der Luft gegriffen, würde aber als Begründung für das Ablehnen einer Regulierung einer rechtlichen Überprüfung stand halten.

    Ja, aber nur für die Kasko. Die Haftpflicht muss leisten. Sie kann dich danach in Regress nehmen. Der Regress ist aber auf 2500 Euro gedeckelt (je Pflichtverstoß, also 1. keine ABE und 2. Betrunken gefahren macht 5000 Euro). Damit ist das kein existenzbedrohendes finanzielles Risiko.

    Und ob's einer merkt, ob ein Gutachter im Szenario "in den Graben gefahren" stundenlang die Splitter der Scheibe zusammensucht und zusammenpuzzelt auf der Suche nach einem E-Zeichen, für ein paar Tausend Euro Schaden, steht auf einem anderen Blatt.

    Quelle z.B. https://ratgeber-regress.de/in-welcher-hoe…h-unfallflucht/

    Apropos graben: Dazu der generelle Tipp, dass die Teilkasko Glasschäden zahlt, also Scheibe, Scheinwerfer, Blinker, Tacho, Spiegel, auch wenn man selbst schuld ist, und dass es da keine Schadensfreiheitsrabatte gibt ;)

    :denk Ich dachte, das Schild ist besonders bei tiefstehender Sonne (Sitchwort: Feierabendrunde) hilfreich? Oder ist dem nicht so? :denkIch muss da manchmal die linke Hand nehmen um, wie beim Auto "die Sonnenblende" zu simulieren.

    Ja, normalerweise sollte es tief genug stehen, dass es nach oben die Sonne abdeckt. Ist es bei dem Helm aber nicht. Die andere Funktion des Schilds an Endurohelmen ist es noch, Äste wegzuschaufeln und von Visier bzw. Gesicht fern zu halten - das brauche ich aber auch nicht.

    Ich fahre nach diversen Schuberth C2 und C3Pro jetzt einen einen Scorpion Adx-1. In diesem peppigen, auffälligen und hitzeabweisenden, aber unpassenden Farbschema:


    image.png

    Ich mag das sehr große Sichtfeld nach unten. Darum will ich nicht zurück zum Normal-Klapphelm.

    Den Schild habe ich abgebaut. Es ist ohnehin außerhalb des Sichtfeldes und damit nutzlos. An die Oberkante habe ich zum Schutz vor tiefstehender Sonne einen Klebestreifen außen angebracht.

    Ich habe das Originalvisier durch ein verspiegeltes ersetzt. Das verspiegelte Visier hält die Hitze draußen, und auch Reflexionen. Dreckige Brille fällt weniger auf. Nachts darf man damit natürlich nicht fahren. Es gibt auch ein Pinlock dazu, das einigermaßen funktioniert, so lange die Visierinnenseite keinen Regen abbekommt.

    Die Visierarretierung ist nicht auf den Niveau von Schuberth, da merkt man den Preisunterschied. Die Schrauben lösen sich auf Dauer, wenn man das Visier häufig öffnet und schließt. Lösung, immer das Kinnteil öffnen und schließen.

    Es gibt schon eine Weile den Nachfolger Adx-2.

    Meckes

    Guck mal in die Anleitung, ob man Innen am Polster noch weitere Lüftungen öffnen kann (oberhalb der Stirn). Das war bei meinem C3pro so.

    Hat schon jemand mit dem Winkel der Scheibe experimentiert? Mann kann ja einfach Distanzen zwischen Scheibe und Scheibenhalterung einsetzen und dann längere Schrauben verwenden. Nur unten wird's flacher, nur oben wird's steiler.

    Bei mir (190 cm) war mit tiefer Sitzbank Ruhe, mit Standartsitzbank wird's ab etwa Tempo 80 laut, aber erträglich mit Gehörschutz.

    Ich habe eine alte Givi Airflow für ein anderes Modell im Keller liegen, das ist eine zweiteilige Zubehörscheibe mit sehr großem Spoiler. Wenn's nicht gerade Sommer wäre, würde ich es vielleicht sogar ausprobieren, den Spoiler auf die Serienscheibe zu frickeln...

    Nach fast einer Saison mit der kleinsten Scheibe ist das auch nicht die Lösung. Hat jemand im Raum zwischen Bonn und Mainz zufällig die hohe Komfortsitzbank und wäre bereit, mir die mal für einen kurzen Versuch zu leihen?

    Nimm doch einfach irgendein Kissen, wenn du vorsichtig sein willst, mach es mit Frischhaltefolie oder einem Grütel an der Sitzbank fest.

    Danke für euer positives Feedback :)

    Das war ein sehr gut lesbarer Bericht, da hast Du eine sehr schöne Geschichte erzählt (bist Du Deutschlehrer der etwas besseren Art?).
    Deine Ruhe bewundere ich und auch, dass Du die „Schnitzeljagd“ nach den Passknackerpunkten als Rahmen für die Tour genommen hast. Mich hätte das zu sehr eingeengt, aber vielleicht ist es auch das Stück Druck, was zur täglichen Disziplin mahnt.

    Ich bin nicht sonderlich Deutsch-qualifziert, außer dass ich Muttersprachler bin mit Abitur. Ich hatte in der Schule auch arge Probleme in diesem Fach. Ich verfolge eine Karriere in der IT, und meine ersten Jobs waren sogar komplett auf Englisch. Dafür lese ich gern und viel, und ganz sicher nicht nur Fachliteratur.

    Passknackerpunkte als Planungstool finde ich toll, weil ich nicht sonderlich gut darin bin, mich treiben zu lassen, bzw. weil ich andere Methoden zur Routenplanung mühseliger finde. Was ich mache, wenn ich alle Passknackerpunkte einmal angefahren habe, die Frage steht noch im Raum... aktuell habe ich 4002 von 5069. Manchmal habe ich mich über Sackgassen, Abstecher und weit abseits liegende Punkte gewundert, aber das waren oft die eigenltich Highlights des Tages.

    Wie halten es die Vielfahrer unter euch mit der Wasserdichtigkeit ganz allgemein?

    Ich habe festgestellt, es gibt nur zwei Arten von wasserdichter Motorradkleidung:
    -Noch wasserdicht
    -Nicht mehr wasserdicht

    Bei mir daheim stehen inzwischen 3 Paar Daytonas, diverse Held-Handschuhe, eine Stadler-Kombi, alle mit Goretex, alle undicht. Meine Versuche, das zu reklamieren, haben im Wesentlichen nur zu noch mehr Ärger geführt. Handschuhe eingeschickt, monatelang nichts gehört, auf wiederholte Rückfrage dann nach Ende der Garantiezeit ein anderes Paar zugeschickt bekommen... das nicht mehr nach 20 Minuten Regen undicht ist, sondern nach 20 Sekunden. Danke für nix!

    Bei Handschuhen ist es bei mir meistens ein feuchter Gesamteindruck. Da kann ich keine Stelle benennen, wo es eindringt. Bei Kombis ist es immer das Gesäß und die Ellenbogen. Das sind eben auch die Stellen, wo man die Membranen mechanisch stark belastet. Bei den entnehmbaren Membranunterziehern kann man an den Stellen dann auch durchgucken. Bei Stiefeln ist es unterschiedlich.

    Wie sind eure Erfahrungen? Halte eure wasserdichten Sachen auch 50000 km, 100000 km? Habt ihr schonmal reklamiert? Erwartet ihr Dichtigkeit auch bei Starkregen? Halten Hochpreisige Sachen länger wasserdicht als die Mittelklasse, Einsteigerqualität oder gar direkt aus China?

    Ich hätte inzwischen 2 Umzugskartons voller undichtem Goretex mit "lebenslanger" Herstellergarantie auf Wasserdichtigkeit... aber keine Rechnungen dazu mehr. Fühlt sich jemand berufen? Möchte jemand einem Anfänger und/oder Schönwetterfahrer eine Freude machen? Ich neige eher zu Wertstoffhof mittlerweile, wobei es bei Daytona-Stiefeln immer wieder Glücksritter gibt, die die auch mit starken Gebrauchsspuren für 50 Euro kaufen und auf Kulanz hoffen. Oder die haben damit etwas völlig anderes vor, was geht mich das schon an...

    Meine Erfahrungen sind so, dass Einsteigerzeug länger dicht hält, man sich darin aber kaputt schwitzt, weil da echt dichtes Gummi statt Membran drin ist. Meine Mittelklasse (IXS) Kombi hält dicht, die IXS-Stiefel aber komplett gar nicht. Einmal durch eine feuchte Wiese laufen und man hat feuchte Socken. Das ist unfassbar. Ich habe 12x nachgeschaut, ja, die sind wirklich wasserdicht beschriftet und werden auch so beworben. Meine inzwischen 4 oder 5 Paar Daytonas waren anfangs wasserdicht, später nicht mehr so sehr, gefühlt eher von vorne kommend oder von der Schalthebelverstärkung (wozu haben die rechts überhaupt eine?).

    Handschuhe sind nie wasserdicht und atmungsaktiv gleichzeitig. Das kann keine Membran, und wenn man oft feuchte Hände hat, dann durchnässt man die Handschuhe eben von innen, sobald es auch nur nieselt. Die Held 2-in-1 mit den getrennten Kammern trocknen gut wieder während der Fahrt, weil die Membran auf der Innenseite nicht direkt auf der Außenhülle aufliegt, und weil das Leder der Innenhand perforiert ist. Dafür ist die Oberseite bei Kälte nicht warm genug, besonders wenn der Stoff auf dem Handrücken sich vollgesaugt hat.

    Ich glaube nicht daran, dass Sitz- und Griffheizung die Funktion von Membranen aufhebt. Die sollen doch nur Wasserdampf durchlassen, nicht Wasserpfützen. Wobei es Hosen schwer haben, wenn man stundenlang in einer Pfütze sitzt, dann ist eigentlich eine Wassersäule wie bei einem Zeltboden nötig. Bei Hosen auch drauf achten, dass sie auf dem Bauch sitzen, nicht auf der Hüfte, dann bildet sich keine kalte und auf Dauer nasse Pfütze auf der Hose mittig vorne...

    Fazit nach 14900 km Reise

    Das Motorrad - Aprilia Tuareg 660:

    Ergonomie passt, Fahrleistungen passen, Zuverlässigkeit passt fast – ich bin durchgekommen. Die Nützlichkeit des Tempomats übertrifft selbst meine optimistischsten Vorstellungen und trug wesentlich zu meinem Wohlbefinden bei in den Bereichen Schulter, Arm und Hand. Wehwehchen gab es am Motorrad: Tankanzeige, Umlenkung Schaltwelle, und ob die Tankentlüftung richtig funktioniert, das weiß ich nicht. Das ist knapp schlechter als ich es von einer japanischen Maschine erwartet hätte, aber für eine italienische ist das sicher nicht schlecht: Immer angesprungen, nie ausgegangen, keine Elektronikausfälle, immer angekommen. Das Original-Windschild hätte 5 cm höher sein können, damit ich keine Windgeräusche abbekomme. Die Sitzbank mit ihrer gelben Oberseite zu reinigen wird spannend. Das Ölwechselintervall ist übrigens 10000 km, das habe ich nun wohl deutlich überzogen, aber ich tröste mich damit, dass es kaum Kaltlaufphasen gab. Die Garantieverlängerung kann ich mir damit aber wohl sparen. Der Motor ist in seiner Leistungsentfaltung zweckmäßig und völlig unauffällig, nichts stört, mit 3,7 L/100 km hatte ich auch einen schön niedrigen Verbrauch in Norwegen. Aber das gewisse Etwas fehlt irgendwie – das Stück Wahnsinn, dass man z.B. bei einer MT-09 jederzeit abrufen könnte, nachdem man genug gemütlich und souverän rumgesurft ist. Nicht dass man das braucht…

    Mein Motorradzubehör hat überwiegend gut funktioniert. Die Heizgriffe waren gut. Die Sitzheizung war zu warm, da liegt ein stufenloser Regler bereit. Die recht neuen Kappa Koffer waren überraschend undicht, und zwar beide. Das alte Topcase war schon immer undicht, das war erwartet. Ich bin kein Fan des Rundumsturzbügelgerüstbaus, aber es hat wohl geholfen. Die SW Motech Griffschalen mit Metallträger haben den Bremshebel geschützt. Die China-Ladedose hat sehr gut funktioniert, sie drückt per USB-PB-Kabel über 1% pro Minute in den Handyakku, selbst wenn man gleichzeitig bei voller Helligkeit navigiert und Musik streamt. Das China-Intercom Y20-2X war die positive Überraschung schlechthin für 24 Euro. Der Hauptständer setzt links früh auf und ist eigentlich zu hoch, daher fällt das Aufbocken unnötig schwer. Der kann dann wohl bald mal daheim bleiben. Dafür ist dies mein erstes Motorrad, bei dem der Seitenständer auch ohne Zubehör nicht in die Wiese einsinkt, was einfach eine Sorge weniger ist.

    Die Länder:

    Norwegen
    Das Land bietet attraktive und einmalige Landschaften, Fjorde, Fjelle und Tundra, und auch teilweise unterhaltsame Motorradstrecken, was besonders im Süden beeindrucken kann. Passknacker kennt da viele leckere Strecken abseits der Touristenpfade, z.B. im Hinterland der Telemark, das Westkap usw. Jenseits des Atlantic Highway fängt es aber an, sich zu wiederholen, und jenseits von Trondheim muss man schon wirklich wollen. Norwegen ist trotzdem nicht das erste Land, das einem für Motorradurlaub einfällt, weil der Weg weit ist, und es kann gerne mal länger regnen. Das Nordkap ist ein Sehnsuchtsort, den man ruhig einmal oder auch mehrmals besuchen kann – sicherlich einer der Bikertreffs in Europa mit der größten Strahlkraft. Da wird’s dann auch wieder kurvig und landschaftlich attraktiv, aber der Weg dahin ist eben wirklich sehr weit und wenig unterhaltsam. Vielleicht mache ich das später nochmal. Auch die Stadt Oslo ist eine Reise wert, ohne dass man dafür Black Metaller sein muss.

    Schweden
    Wer gern schnelle Schotter- und Sandpisten fährt, mit Rentieren kuscheln und ansonsten im endlosen Wald seine Ruhe haben will, der ist hier goldrichtig. Zum Motorradfahren würde ich wohl nicht nochmal dorthin fahren. Am schönsten fand ich es in Jämtlands län. Flatruetvägen war am höchsten und lohn durchaus. Kiruna ist zwar eine Stadt, und keine schöne, aber quasi das Nordkap Schwedens.

    Durch Dänemark und Finnland bin ich nur durchgefahren. Finnland dürfte Schweden nicht unähnlich sein, und Dänemark hat zwar jede Menge Strand und deutsche Touristen, ist aber auch eher kein Motorrad-Reiseziel. Auch nicht für mich.

    Reisen in Europa ist einfach saumäßig genial und einfach. Man kann die historische Leistung derer, die das ermöglicht haben, nicht genug würdigen.

    Die Route:
    Meine Route war zu 99% an Passknackerpunkten ausgerichtet. Die norwegischen Punkte waren überwiegend interessant, bei den schwedischen Punkten gab es ein paar Highlights, bei den anderen blieb man immerhin fern von Zivilisation und Autobahnen.

    Die Ausrüstung:
    Bei den Klamotten überstrahlten alles meine IXS Stiefel mit ihrem Totalversagen! Es ist wirklich grauenhaft, ständig nasse Socken zu haben, nur weil es alle 3 Tage 30 Minuten geregnet hat. Beutel über den Socken sind theoretisch hilfreich, aber bei jedem Schritt riskiert man, dass sie verrutschen oder reißen. Da werde ich nicht nur einen Garantiefall aufmachen, das steht fest… Die etwas übergroße Motorradhose hat sich tapfer geschlagen und war zusammen mit Hosenträgern wesentlich bequemer als das, was ich sonst trage. Die Held Air-n-Dry Handschuhe haben sich okay geschlagen, sind dafür mit über 200 Euro aber eigentlich zu teuer und nicht warm genug unter 15 Grad, zumindest für mich. Die Macna Heizjacke und Heizhandschuhe haben wertvolle Arbeit verrichtet. Die Spidi Jacke mit der IXS Membranjacke drunter hat sich tapfer im Schauer geschlagen, natürlich unterstützt vom Windschild. Die Alpinestars Airbagweste hat mich nicht behindert, und sie macht dir Rücken- und Schulterprotekoren in der Jacke überflüssig. Für den deutschen Teil der Route war sie mir aber zu warm.

    Navigation per Handy ist im Prinzip sehr gut und komfortabel, man sollte aber keine übermäßig alten oder zuvor schon reparierten Handies verwenden. Ich gebe jedenfalls nicht auf!

    Für Camping hatte ich alles dabei. Das Zelt habe ich nie benutzt – das war die Packrolle auf dem Sozius. Den Hocker habe ich 1x benutzt, beim Warten auf die Fähre, ansonsten gab es überall Sitzgelegenheiten. Die Luftmatratze habe ich 2x benutzt, das wäre aber auch irgendwie ohne gegangen. Damit wäre noch 1/3 eines Koffers leer geblieben. Zwecks Wärme hätte ich einen kompakten Daunenschlafsack, einen dünnen Hüttenschlafsack und eine Fleecedecke dabei. Die Fleecedecke habe ich nur 1x benutzt, die hätte einen guten Zeltteppich abgegeben. Dank Vakuumbeuteln braucht sie aber auch wenig Platz. Nächstes Mal würde ich vielleicht nur ein kleines Zelt mitnehmen und nur die Grundausstattung, nicht die Luxusausstattung. Es gab dieses Mal immer Hütten und Zimmer zu einem akzeptablen Preis an geeigneter Lage. Ich hatte auch eine leere Eisteeflasche mir großer Öffnung dabei, was gerade nachts sehr praktisch ist, wenn man kein WC auf dem Zimmer bzw. in der Hütte hat...

    Kontakte:
    Motorradfahrer sind einfach irgendwie cool. CHRistoph als hat sich als Reisebegleiter bewährt und ist eine Runde weiter ;) Merlin kannte ich vor der Abfahrt noch nicht, hat mich aber 1a versorgt und verköstigt, und mein Motorrad ebenfalls. Das war richtig Klasse, leider kann ich es mangels Platz kaum erwidern. Das Versys Jahrestreffen war wieder mal sehr angenehm, und dann sind da noch die „Bunker“, also Gastgeber, die ihre Hütte, ihr Gästezimmer oder auch nur ihre Wiese quasi jedem Motorradfahrer, der fragt, anbieten auf bunkabiker.com, was mir/uns zu immerhin zwei kostenlosen Übernachtungen verholfen hat.

    Reisebericht und Quellen:
    Ich schreibe gerne abends auf, was ich erlebt habe. Das hilft mir selbst, mich zu erinnern – am gleichen Abend, eine Woche später, am Ende der Reise, oder auch 10 Jahre später. Ihr dürft gern daran teilhaben und es als Inspiration für eigene Reisen verwenden. Neben meinen eigenen Erlebnissen bringe ich auch gern etwas Faktenwissen unter, und dieses mal auch im kursiven Teil etwas ausgefallenere Gedanken. Die Quellen dazu sind Wikipedia, norwegische und schwedische Sprichworte, Lyrik vom Norweger Johan Sebastian Cammermeyer Welhaven, ein Songtext des Schweden Per Yngve Ohlin, das japanische Computerspiel Ikaruga, alles jeweils frei übersetzt, und auch eigene Gedanken. Ja, ich habe den Roman „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ gelesen und genossen, vielleicht merkt man das. Der ist jetzt übrigens 50 Jahre alt.

    Danke fürs Mitkommen, ich gehe jetzt gern auf eure Rückfragen ein.

    Ihr könnt ruhig neue Themen erstellen zu den hier angeschnittenen Themen, das sind wichtige Informationen, aber das findet ja niemand jemand wieder und wenn er was ergänzen will, ist es ganz vorbei, z.B. zu Passknacker, Klamottendichtigkeit, Umlenkung, Tankdeckel, ..

    01.09. Am Ende der Reise

    Je stärker dein Wille ist, desto mehr wirst du verschiedenen Prüfungen begegnen. Du kannst sie zwar umgehen, aber die Prüfungen haben den Zweck, dich selbst zu überwinden. Es gibt nichts absolutes in dieser Welt. Gelegentlich verirrt man sich und steht vor unzumutbaren Belastungen. Um diese zu überwinden, braucht man eine feste Überzeugung, Selbstsicherheit und Handlungsbereitschaft.

    Nach einer erholsamen Nacht gibt es ein gemeinsames Frühstück mit der Versys-Truppe. Die Stimmung ist gut, das Treffen ist gelungen, man schmiedet schon Pläne für das nächste. Herzlichen Dank an den Organisator und allen, die zum Gelingen beigetragen haben! Abschied, Einpacken, Motorrad satteln, ankleiden, auschecken, und unter weiteren Verabschiedungen rolle ich schließlich kurz vor 10 vom Platz.

    Es geht direkt nach Hause. Ich habe im Sauerland nur die Passknackerpunkte in den Weg eingebaut, die eh auf dem Weg liegen oder weniger als 2 Minuten Umweg sind. Und leider muss ich auch ganz am Anfang schon einen Umweg fahren, weil man auf dem Motorrad sonntags nicht den Albrechtsplatz von West nach Ost befahren darf, auch wenn das der kürzeste Weg wäre, und so halt andere Anwohner jetzt den Lärm abbekommen. Ich habe mir bei der Vorbereitung also einen Hilfspunkt in die Route gelegt. Das fällt mir morgens nicht mehr ein, als ich dort ankomme. Ich halte also routiniert dort an und fotografiere das Motorrad vor der Bushaltestelle. Diese liegt in der Luftlinie zufällig sogar so nah am nächsten Passknackerpunkt, dass der Telegram-Bot das Foto einem Pass zuordnen kann, aber der Admin sagt dazu (später) „nein!“. Sorry!

    Ich habe im weiteren Verlauf die Passknackerpunkte Mollseifen, Harfeld und Didoll in der Route, um auch mal von Bundesstraßen weg zu kommen. Die Sonne brennt, der Ausflugsverkehr erwacht langsam. Da ist auch mal Zeit für ein Landschaftsfoto.

    Der Kronenberg kommt noch in den Kasten, dann werden die Straßen vierspurig und bald rolle ich die A45 runter bei 33°C. Auf der Autobahn fühlt sich das immer direkt noch 5° wärmer an. Bald brauche ich eine Erfrischungs- und Abkühlpause auf einem Parkplatz. Ich bin zu warm angezogen, wasserdichte Hose und luftdichte Airbag-Weste passen einfach nicht zu 30°C aufwärts. Hinter Hanau biege ich kurz in den Spessart und sacke die Punkte Rabengrundkopf und Daxberg ein.

    Hier habe ich heute eine baustellenbedinge Umleitungen auf den paar Metern zwischen diesen Punkten, und leider auch einen entgegenkommenden Autofahrer, der das auf seiner Seite geparkte Auto überholen will, mitten durch mich hindurch. Im vorletzten Moment bemerkt er mich aber doch noch. Insgesamt ist die Fortbewegung im deutschen Verkehrsraum um Größenordnungen anstrengender als in Skandinavien, dabei sind heute nichtmal LKW unterwegs. Dann geht’s auf die A3 und jenseits von Würzburg wieder runter, weil die B8 laut Google Maps nur 3 Minuten länger dauert, aber wesentlich abwechslungsreicher und auch kühler ist, denn ich leider schon wieder unter der Hitze. Ich komme doch gerade aus der Arktis… So gibt’s eine längere Pause in einem Tankstellen-Cafe mit Eis, Cola und Klimaanlage. Dabei fällt auch wieder der Kontrast zu Skandinavien auf. Deutsche Tankstellen sind echte Tabak- und Alkohol-Werbe/Verkaufs-Paradiese. Danach habe ich noch eine Stunde nach Hause, wobei ich unterwegs Ausschau nach einem Kärcher halte, leider ohne Erfolg. So steht die Aprilia nun dreckig vor meiner Wohnung.

    Gepäck in den 4. Stock schleppen ist auch nicht ohne, wobei ich Zelt und Vorderreifen gleich in den Keller räume. Da ich die letzten 4 Tage in 3 verschiedenen Unterkünften immer mindestens ein Moskito um mich herum hatte, landet das Gepäck zunächst auf dem Balkon, sozusagen in Quarantäne.

    Der Kilometerzähler der Aprilia zeigt nun 20600 km. Vor der Reise waren es 5700. Somit bin ich in diesen 37 Tagen 14900 km gefahren, oder auch 403 km im Schnitt.


    403 km heute

    Damit ist diese epische Reise zu Ende. Ein Fazit folgt noch.

    31.08. Sauerland Rundfahrt

    So ein eigenes Hotelzimmer mit eigenem Bad ist schon sehr komfortabel. Das Hotel hat all inclusive, also Frühstück und Abendessen vom Buffet, und Getränke von Wasser über Säfte und Limo bis Bier und Wein. Der Service kommt den Anforderungen auch zeitnah hinterher. Heute machen wir früh ein Gruppenfoto und danach die Ausfahrt, und zwar in insgesamt 4 Gruppen. Ich führe eine davon an. Ich habe irgendwie den Ruf, besonders schnell zu fahren, ich weiß gar nicht warum? Ich habe vorab bereits angekündigt, dass ich unterwegs an den Passknacker-Motiven anhalten werde, und dafür auch hier und da einen Abstecher einbauen werde. Vorher gibt’s aber noch ein Gruppenfoto!

    Ich bin der Fotograf und daher nicht drauf, bis ich mir mit Bildbearbeitung etwas Zeit dafür nehme ;) Meine Gruppe startet als zweite oder dritte. Man könnte auch die schnellste Gruppe als erste starten, damit man sich nicht in die Quere kommt, aber ich fahre ja bald zum Kahlen Asten für ein Foto, und die anderen eben nicht. Dort sollte es eigentlich nur einen 30 Sekunden-Fotostopp geben, aber irgendwer hat immer was zum Umziehen oder Quasseln. Und warum auch nicht, das ist ja kein Rennen. Irgendwann ist Mittagessen gebucht, aber das Restaurant läuft ja nicht weg, und es sind noch drei anderen Gruppen unterwegs.

    So, nun fahre ich also am Samstagvormittag mit leichtem Gepäck Kurvenstrecken im Sauerland! Das ist ein neuer Anwendungsfall für dieses Motorrad, das habe ich damit noch nie gemacht. Leichtes Gepäck heißt Topcase, Packrolle und ein Vorderreifen auf dem linken Sturzbügel. Die letzteren beiden sind noch drauf, weil ich zu faul war, sie abzubauen. Das zusätzliche Gewicht links hilft tatsächlich beim Kurvenfahren, denn links habe ich wegen des Hauptständers weniger Schräglagenfreiheit. Ich habe allerdings auch einen Vorderreifen, der bereits 14000 km gelaufen ist und einen leichten Sägezahn hat, einen dazu noch nicht passend eingeschliffenen Hinterreifen, und mich selbst, der die letzten 35 Tage fast nur geradeaus gefahren ist, und davon 33 Tage mit noch zwei vollen Koffern zusätzlich. Das ist also eine gewisse Umgewöhnung, das läuft noch nicht (wieder) automatisch ab. Die Tuareg und die Reifen vermitteln aber trotzdem stets den Eindruck, dass man alles im Griff hat. Ich bin aber sehr selbstkritisch und achte z.B. darauf, mich in Linkskurven vom Mittelstreifen fern zu halten.

    So weit ich das erkennen kann, bricht in meiner Gruppe aber keine Langeweile aus, obwohl ich die eher erfahrenen Fahrer bei mir versammelt habe, die die letzten Jahre intensiv an ihren Fertigkeiten gefeilt haben. Also Anführer eine Gruppe von 6 oder 7 Motorräder sollte auch nicht so fahren wie alleine, denn sonst wird’s für die Leute weiter hinten echt kriminell bzgl. der Tempolimits. Das klappt gut, und auch die von unserem Herrn Kautabbak geplante Route reiht die Highlights der Region aneinander, ohne zu viele Problemstrecken einzubauen. Auch Fahrverbote, Baustellen und Umleitungen wurden berücksichtigt. Ich habe eine Navigationspanne, das merkt aber keiner. Wir passieren den Edersee, bzw. das was davon gerade übrig ist – und das ist nicht viel. Foto gibt’s leider keines, ich hatte ja immer 6 Motorräder hinter mit. Unterwegs sammeln wir noch das Versysforum-Urgestein Gunigs aka Frieda auf, aktuell unterwegs auf einem wilden 535er Virago Chopper. Es freut mich besonders, Leute aus meiner Anfangszeit zu treffen. Ich hatte meine ersten Alpentouren mit ihm, die Begeisterung hat mich angesteckt und ist auch Jahre später nicht erloschen. Mittag gibt es lecker und gemütlich im Motorad-Hotel Sassor in Battenberg (Eder). Danach geht’s weiter zum Rhein-Weser-Turm, wo es einzelnen Teilnehmer gelingt, an der Theke ein Eis zu bekommen.

    Mich plagt unterwegs immer mal wieder beim Schalten der Tritt ins Leere. Mein Schalthebel hängt schlaff runter. Das Schaltgestänge löst sich immer wieder von der Getriebewelle, obwohl die Schraube oben an der Umlenkung mehr als deutlich angezogen ist und sich auch nicht löst.

    Dank des Sensors für den Schaltautomaten hängt das Teil aber noch am Kabel. Der Schalthebel kann also nicht die Straße berühren, und mit etwas Routine bekommt man das Teil auch während der Fahrt wieder drauf gefummelt. Erst dem Einsatz von Schraubensicherung auf der Verzahnung der Welle gibt das Teil Ruhe, zumindest die letzte Stunde. Wir erreichen gemeinsam wieder das Hotel, ohne Sturz oder Umfaller, und nur mit meiner kleinen Technikpanne. Das ist so das zweite Wehwehchen der Aprilia nach 14000 km Tour und 20000 km Gesamtlaufleistung (das erste ist die Tankanzeige). Da kann man sich eigentlich nicht wirklich beschweren. Am Hotel ist die Stimmung gut. Das Abendessen schmeckt, die Getränke kommen zügig, die Gespräche laufen. So geht am Hotel die Sonne unter am letzten Abend eines gelungenen Treffens!


    241 km heute, fast nur Highlights

    Morgen fahre ich nach Hause. Klingt komisch, kann ich mir gerade auch kaum vorstellen, muss aber sein...

    30.08. Ins Sauerland

    Die Nacht im VW Bus war dank ebener Liegefläche erholsam, obwohl ich wieder irgendein fiependes Insekt dabei hatte. Zum Frühstück gab's hauseigene Nutella, und dann war es auch schon Zeit für den Abschied. Meine Gastgeber waren perfekt, vielen herzlichen Dank! Dabei kannten wir uns vor 6 Wochen noch gar nicht.

    Los geht’s guter Dinge, aber nach 1 km zeigt das Display roten Fehlertext an und die ABS/ATC Lampen sind an. Oha, da ist wohl ein Raddrehzahlsensor unglücklich. Ich fahre rechts ran, das Kabel ist noch dran, aber irgendwie gespannt? Naja, ich bin erst 1 km weg, da fahre ich doch einfach mal zurück. Merlin steht noch vor seiner offenen Garage, und 30 Sekunden später ist meine Tuareg aufgebockt wie in einer Boxengasse. Koffer ab, Sensor raus schrauben – sieht ok aus – reinigen und wieder rein. Außerdem reinige Merlin den Kranz auf der Bremsscheibe, den der Sensor ausliest. Dann mal wieder los, nächster Versuch: Der Fehler kommt nicht wieder. Da sollte ich künftig wohl sorgfältiger sein.

    Dafür kommt aber Regen. Ein Regengebiet zieht von Südwesten nach Nordosten durch, und die schnellste Route verläuft quasi parallel zur Kante, aber innerhalb davon. Darum baue ich als Zwischenziel Bad Segeberg ein, ich fahre also zunächst nach Westen. Google Maps identifiziert den schnellsten Weg nach Süden dann über eine weiter westliche Strecke bis zur A7 und nicht etwa diagonal, und ich bleibe trocken. Die Strecke ist aber leider sehr verkehrsreich und voller Ortsdurchfahrten. Auf der A7 läuft der Verkehr flüssig, und im Norden Hamburgs hat man jetzt Lärmschutzanlagen, die an Flughafenhallen erinnern. Dann schlägt der Verkehr ab zu und ich habe Stop and Go bis zur Mitte des Elbtunnels – bergauf läuft es dann wieder. Ich folge verschiedenen Autobahnen bis Soltau und fahre dann entlang der Weser, um den Großraum Hannover zu meiden. Leider habe ich auch hier viel Verkehr und viele Ortsdurchfahrten. Es ist unglaublich viel Verkehr hier in Deutschland an diesem Freitagnachmittag, was ja irgendwie abzusehen war. Dazu kommen noch Staus und überlastete Umleitungen. Dazu ist es auch noch etwas wärmer als es mir lieb wäre im aktuellen Outfit. Es gibt noch eine eine Mittagspause bei einem Supermarkt mit Bäcker.

    Irgendwo zwischen Minden und Bielefeld ist dann auch Schluss mit lustig und ich überhole etwas zielstrebiger die Kolonnen. Ich glaube, ich habe heute die Kupplung mehr benutzt als in den 34 Urlaubstagen davor. Im Raum Paderborn meldet die Aprilia Benzindurst und ich lasse mich von Google Maps zu einer stadtnahen Tankstelle leiten, die nicht zuviel Umweg bedeutet. Diese entpuppt sich leider als reiner LKW-Versorgungshof. Auch die zweite Tankstelle 1 km weiter hat nur Diesel. Was ist denn hier los? Ich suche ja gezielt freie Tankstellen, daher ist es für mich ok, wenn ich die Namen nicht kenne. Die dritte ist dann eine reguläre Tankstelle und ich kann endlich tanken, wobei es nach der Gewöhnung an skandinavische Verhältnisse schon etwas nervig ist, wieder in den Laden zu gehen zum Bezahlen (mit oder ohne Klapphelm?).

    Mittlerweile ist der Tag deutlich fortgeschritten, und statt ursprünglich mal 4:45 Stunden schnellster, direkter Weg, werden das heute wohl über 8 Stunden Fahrzeit. So geht’s mit weniger guter Laune ins Sauerland rein, wo es dann endlich landschaftlich interessant wird. Auf den Kurvenstrecken werde ich natürlich von Autos behindert, aber das war eh klar. Immerhin habe ich ein paar Passknackerpunkte auf der Strecke, die so direkt dran liegen, dass ich nicht ohne Foto vorbei fahren kann. Das hilft auch der Laune. Die Motive kenne ich noch von früher. Als ich im Ruhrgebiet gewohnt habe, war ich jedes Jahr hier.

    Das versöhnt dann schon. Spät ist es trotzdem, und ich bin verschwitzt. Im Hotel angekommen erwarten mich schon die anderen Gäste, die mich natürlich alle kennen. Bin ja schließlich Chef von's Ganze, wie man so schön sagt. Begrüßen, Einchecken, DUSCHEN, mich wieder an den Komfort eines Einzelzimmer mit eigenem Bad gewöhnen, umziehen und los an die Theke, ans Buffet und vor allem ins Gespräch kommen. So klingt ein eher stressiger Tag sehr angenehm aus.

    Morgen gibt’s hier die Gruppenausfahrt. Ich werde eine Gruppe anführen und muss mich noch mit der Tour vertraut machen...


    470 km heute, die mich unsanft daran erinnern, warum ich (auch) aus NRW weggezogen bin

    Bislang ca. 14500 km auf dieser Tour, wenn ich mich nicht verrechnet habe

    29.08. Durch Dänemark

    Die Nacht in der Hütte war geprägt vom Duell Mann gegen Mücke. Zahlreiche Spinnen hätten mich im Prinzip unterstützt, hingen aber nur faul an der Decke rum. Sonderlich erholsam war es nicht, übermäßig zerstochen war ich am Ende auch nicht – knappes Unentschieden, würde ich sagen. Nach dem letzten Frühstück aus dem Fresssack im Topcase ging's dann los: Bißchen Landstraße zur Autobahn...

    Dann per Autobahn 500 km zu Merlin. Zur Auflockerung habe ich mir einen 20 Minuten-Umweg durch Aarhus eingebaut, Bisschen Architektur gucken.

    Ungewohnt für mich: Es ist wirklich sehr warm! Ich knacke heute die 31 Grad. Die letzten 4 Wochen hatte ich selten über 20 Grad. Ich bin dafür auch nicht richtig angezogen mit meiner wasserdichten Hose und der wasserdichten Airbag-Weste hinter meinem Windschild. Ich leide. Auch unter Autobahn mit eher viel Verkehr, inkl. LKW. Da sind mehr Pausen nötig. In Kiel schnappe ich mir noch eine Eisdiele, 30 Minuten vor dem Ziel. Das tat gut.

    Mein Ziel heute ist das Domizil von Merlin und Oktoberlady. Die beiden wohnen aufm Land in Schleswig-Holstein, da werde ich übernachten, und vorher wechselt Merlin mir noch den Hinterreifen. Wir erinnern uns: Ich hatte bei der Anreise einen Reifensatz hierhin gelegt. Der Vorderreifen hat zwar Sägezahn, darf aber drauf bleiben. Der Hinterreifen hat zwar auch mittig noch 2 mm, kommt aber jetzt hier neu.

    Das klappt einwandfrei, danach wird der Grill angeschürt und der Abend klingt gemütlich aus. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!


    363 km Dänemark und 136 km Deutschland heute

    Morgen geht’s ins Sauerland, zum Versysforum-Jahrestreffen!

    Kenne das nur von alten Enduros oder Crossmotorrädern z.B. Honda Xr oder die bekannte Socke um das Federbein.

    Letzteres fand ich immer unschön. Zu dem Schutz an der Gabel kann ich nur sagen, dass ich nicht weiß warum es abgeschafft wurde, hatte schließlich einen Grund warum es angebracht war.

    Guck dir mal deinen Spritzschutz genau an: Der verdeckt den Arbeitsbereich der Gabel von vorne. Kein Steinschlag von vorne möglich, außer über Bande. Jetzt guck dir das Foto an: Arbeitsbereich der Gabel ist unterhalb des Spritzschutzes.

    28.08. 100% Norwegen, Überfahrt

    Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.

    Abends satt in die Hütte zu gehen hat den Vorteil, dass man nicht Abendessen muss. Nachts ist es überraschend dunkel hier – man braucht fast eine Taschenlampe für den Weg zum Waschhaus. Das bin ich nicht mehr gewohnt. Früh gibt’s heute ein letztes Frühstück auf der skandinavischen Halbinsel, und dazu gibt’s Nugatti aus der Tube. Kann man durchaus machen! Das Wetter ist heute stark bewölkt, aber trocken angesagt. Meine Tagestour ist mit 240 km eigentlich zu kurz. Bei der Abfahrt sinniere ich, ob ich vielleicht anders hätte planen sollen? Ich habe die Reihenfolge der Punkte streng auf kurze Gesamtfahrzeit optimiert. Oslo war ja gesetzt als Zwischenstopp, also hätte ich nach Oslo besser 700 km statt 545 km geplant, und dafür am ersten Tag in Norwegen ein paar Punkte weniger? Naja, egal, erster Punkt heute ist Undeland. Hier geht’s zunächst über elegant kurvige Fernstraßen durch viel Wald, immer wieder mit Seen und Brücken.

    Der Punkt selbst ist ein Parkplatz. Praktisch. Kurze Trinkpause. Es hat schon 18 Grad. Da kann ich die Membranjacke gleich ausziehen. Zum nächsten Punkt ist es eigentlich nicht weit, einfach der Straße 42 folgen, jedoch verkünden leuchtend-gelbe Schilder mit viel Text nichts Gutes. Tatsächlich erreiche ich eine Absperrung, wo man zwar links dran vorbei fahren könnte, aber genau da parkt ein 3er BMW. Ich halte dahinter und vermesse unauffällig mit den Augen den Platz zwischen dem Auto und dem Abgrund in den linken Straßengraben, als der Fahrer ausstiegt. Er trägt sehr viel Leuchtkleidung, gehört wohl zur Baustelle und erklärt mir die Lage: Du, hier, nicht. 11:30 machen wir wieder auf. Es gibt eine Umleitung, dauert ca. 20 Minuten länger. Hmm. Ich könnte warten und Strecke sparen, und wäre im Falle einer pünktlichen Öffnung 10 Minuten später am Ziel. Oder ich fahre die Umleitung, dann bin ich mehr Motorrad gefahren und 10 Minuten früher durch. Ich wähle letzteres. Warum auch nicht, Motorradfahren macht Spaß, der Hinterreifen reicht noch satt und Sprit gibt’s auch genug. Die Umleitung ist zunächst eine E-Straße, mit Wohnmobil-Fernverkehr, aber später wechsle ich auf eine Nebenstrecke, das macht schon mehr Spaß. Der Punkt „ Yver Havet - Hogebostad“ liegt ganz schön abgelegen, aber die Straße 42 macht Spaß.

    Man hat unterwegs immer mal wieder schicke Ausblicke. Norwegen hat landschaftlich die Nase klar vorne im Vergleich mit Schweden. Es ist steiler, und es stehen nicht so viele Bäume im Bild. Weiter geht’s bzw. zurück, so ziemlich den gleichen Weg. Macht aber nix, ich weiß ja schon, dass er schön ist.

    Weiter geht’s zum Glapeveien. Und hier kommt dann mal wieder Schotter, bzw. Sand. Der Boden ist aufgeweicht von den starken Regenfällen der letzten Tage hier, innen in den Kehren gibt es Waschbrettmuster, und es ist auch etwas steil (für Norwegen). Das hält mich aber nicht auf! Fotomotiv ist der Felsen.

    Jetzt ist es nicht mehr weit zu meinem letzten Passknackerpunkt in Norwegen, den Oygard. Einfach geradeaus. Erst den Berg wieder runter, Aussicht genießen...

    Der Sand wird an der ersten großen Kreuzung zu Asphalt und bald ist das Ortsschild in Sicht. Geschafft!

    100% Norwegen! Beide Landespreise geschafft! Insgesamt lief doch alles planmäßig, auch wenn ich froh bin, dass ich mir für heute nicht mehr vorgenommen habe. Die Umleitung hat doch ordentlich Zeit gefressen. Ich habe nicht gemerkt, dass ich heute hier schonmal entlang gekommen bin im Rahmen der Umleitung – es hätte aber auch nur 3 Minuten Unterschied gemacht, die Reihenfolge zu ändern, wie ich abends bei der Auswertung feststelle.

    Auf den 45 Minuten nach Kristiansand finde ich noch eine Tankstelle, denn ich bin versehentlich in die Reserve gefahren, und tanke nach 405 km 15,6 Liter in den 18 Liter-Tank (der aber nie wirklich voll wird). Im Supermarkt daneben entledige ich mich aller Pfandflaschen und tausche sie gegen Snacks für die Überfahrt. Nagut, eine Wasserflasche brauche ich dann doch für die Überfahrt. Ich habe die 16:30 Colorline-Fähre gebucht, da bleiben mir noch 2 Stunden in Kristiansand bis Einchecken. Es geht also direkt ins beste Sushi-Restaurant am Platz, bzw. in der Nähe eines kostenlosen Motorradparkplatzes. Es ist aber immer ein gutes Zeichen, wenn Asiaten dort essen gehen. Für 32 Euro inkl. Getränke werde ich ordentlich satt und kann auch über die Qualität nicht klagen. Dann noch zum Hafen navigieren, Ausweis rüber schieben, Ticket war schon gebucht, muss man nicht zeigen. Das hat doch sehr gut gepasst mit dem Zeitplan. Der letzte Tag darf ruhig etwas kürzer sein.

    Am Fährhafen Kristiansand gibt’s einen Eis- und Hotdog-Verkaufsstand, saubere WCs, ein kostenloses WLAN und 4 überdachte und teilweise beschattete Sitzgruppen. Eine davon schnappe ich mir, denn die Sonne knallt und ich bin zu warm angezogen. Die Motorradhose und Airbagweste bleiben gleich am Motorrad, die brauche ich im Passagierbereich nicht. Warten, mit anderen Motorradfahrern schnacken (Tempomat wird allseits gelobt!), rein fahren, einen Riemen über den Sitz spannen, Helm aufhängen und mit dem Laptop in den Sitzbereich gehen.

    Die Fähre erreicht Hirtshals um 19:45, dann geht’s 20 Minuten zu einer gebuchten Hütte auf einem Campingplatz. Das wird dann die letzte Hütte dieser Reise sein, und die einzige Nacht in Dänemark. Dänemark hat umfassende Ackerbauflächen, den Anblick bin ich nicht mehr gewohnt.


    243 km Norwegen und 24 km Dänemark heute


    100% Norwegen, 100% Schweden. Rangliste Platz 31.

    Morgen geht’s quer durch Dänemark und abends gibt einen Reifenwechsel. Laut Wetterbericht wird ab Morgen auf dem Motorrad wieder geschwitzt statt gefroren, ich bin ja jetzt ein gutes Stück von der Arktis entfernt...

    27.08. Telemark 2

    Telemark ist eine norwegische Provinz (Fylke). Telemark hat eine Bevölkerungsdichte von 11,6 Einw. pro km² (Norwegen Festland: 16,5). Da sich in Telemark sowohl Gebirge wie auch ein Küstenstreifen finden lassen, wird Telemark auch als „ein Stück Norwegen in Miniatur“ bezeichnet. Telemark war die Heimat von Sondre Norheim, der neben den Begriffen Ski und Slalom auch die Technik des Telemarkens prägte.

    Packen ist einfacher, wenn man am Abend vorher schon aufgeräumt hat. Ich kann auch nach 3 Nächten an einem Ort wieder meine Hüttencamping-Routinen aktivieren und habe bald alles am Motorrad. Da ist schon vor 9 Uhr losrolle, brauche ich auch keinen (digitalen) Parkschein zu kaufen. Dienstags kurz vor 9 ist natürlich Rush Hour in Oslo – nö, zumindest nicht da, wo ich fahre. Es geht mit 3 Ampeln auf den Ring 3 und dann immer östlich. Der erste Punkt, Jerpetjonnhoved, liegt auf einer E-Straße, damit ist er leicht zu finden. Bis ich hier angekommen bin, hat sich der Verkehr aber bereits sehr stark gelichtet. Hinter Notodden bin ich in der Provinz Telemark. Ich bin wieder hier, um genau zu sein, denn den nordwestlichen Teil habe ich schon früh auf dieser Tour besucht. Jetzt aber geht’s links auf eine sehr kurvige Nebenstrecke. Der erste Autofahrer vor mir macht überhöflich sofort Platz. Da sagt man dankeschön, und prüft die Schräglagenfreiheit bis zur Passhöhe auf dem Reshjemvegen. Echt schick hier, die Strecke würde vom Fahrspaß her in den Dolomiten nicht negativ auffallen. Es macht Spaß!

    Auch Landschaftlich bin ich klar im Gebirge. Man darf auch mal auf einen See gucken.

    Die Straßen werden schmaler und es wird sehr einsam. Die nächsten drei Passknackerpunkte liegen zwar auf einer Linie, aber es gibt wirklich Direktverbindung.

    Große Umwege, schöne Strecken. An diesem See kamen mir tatsächlich 2 Motorräder entgegen.

    An diesem See kam mir überhaupt niemand entgegen.

    Dann kommen ein paar Regentropfen, bzw. Nieselregen. Laut Regenradar könnte man das 2h aussitzen, aber ich bin schon nur noch 1h vorm Ziel. Also geht’s erst in den Supermarkt, dort drinnen eine Snack-Pause, und dann zum letzten Restaurant vor meiner heutigen Hütte. In Amli gibt’s eine „Kafeteria“ mit Pizza, Pasta, Burger. Rein da! Die Kellnerin spricht schlecht Englisch, ich spreche kein Norwegisch. Wir bemerken erst spät, dass wir beide Deutsche sind :) Das ist lecker und viel, und der Regen ist auch weg. 5 Minuten später erreiche ich meine Hütte außerhalb von Amli auf dem Platz „Visit Wilderness“, eine Art kindergerechter Outdoor-Erlebnispark. Der Checkin erfolgt am Wegesrand, ebenfalls auf Deutsch – scheint eine kleine Enklave zu sein hier.

    Die Hütte kostet nur 60 Euro und ist nah am Waschhaus. Der Regen kommt und geht, ich mache es mir gemütlich. Es gibt kein WLAN hier! Ich war aber bisher sparsam mit meinem Datenvolumen, und bald ist ja Monatsende...


    340 km heute


    96,6% Norwegen, 100% Schweden. Rangliste Platz 29.

    Morgen gibt’s die letzten 4 Passknackerpunkte in Norwegen, und um 16 Uhr die Fähre nach Dänemark. Bisschen Wehmut ist schon dabei, aber auch Heimweh.